LeiKa-Leistung

Leistungskatalog der öffentlichen Verwaltung (LeiKa)

Definition und Grundkonzept

Leika steht für "Leistungskatalog der öffentlichen Verwaltung" und bildet ein strukturiertes Verzeichnis aller Verwaltungsleistungen in Deutschland. Die Leika-Leistung bezeichnet dabei eine standardisierte Beschreibung einer einzelnen Verwaltungsdienstleistung innerhalb dieses Katalogs. Der Leistungskatalog dient als einheitliche Referenz und gemeinsame Sprache für die Digitalisierung von Verwaltungsprozessen und ist ein zentrales Element der Verwaltungsmodernisierung in Deutschland.

Rechtlicher Rahmen und Bedeutung

Der Leika-Katalog ist eng mit dem Onlinezugangsgesetz (OZG) verknüpft, das Bund, Länder und Kommunen verpflichtet, ihre Verwaltungsleistungen bis Ende 2022 auch digital anzubieten. Die standardisierte Beschreibung der Leistungen im Leika-Katalog ist dabei die Grundlage für:

  • Die einheitliche Identifikation von Verwaltungsleistungen über alle föderalen Ebenen hinweg
  • Die Strukturierung des Portalverbunds, über den die digitalen Verwaltungsleistungen angeboten werden
  • Die Vergleichbarkeit ähnlicher Leistungen in verschiedenen Jurisdiktionen
  • Die Umsetzung des "Once-Only-Prinzips", bei dem Bürger ihre Daten nur einmal angeben müssen

Aufbau und Struktur

Jede Leika-Leistung ist nach einem standardisierten Schema aufgebaut:

  • Eindeutige ID: Jede Leistung erhält eine einzigartige Kennung (Leika-ID)
  • Bezeichnung: Standardisierter Name der Verwaltungsleistung
  • Beschreibung: Einheitliche Erläuterung des Leistungsinhalts
  • Rechtsgrundlagen: Verweise auf relevante Gesetze und Verordnungen
  • Zuständigkeiten: Informationen zur zuständigen Behörde
  • Prozessinformationen: Standardisierte Angaben zum Verwaltungsprozess
  • Metadaten: Zusätzliche Informationen zur Klassifikation und Einordnung

Der Leika-Katalog ist hierarchisch strukturiert und gruppiert ähnliche Leistungen in übergeordneten Kategorien, was die Navigation und Auffindbarkeit verbessert.

Bedeutung für das GovTech-Ökosystem

Die Standardisierung durch den Leika-Katalog schafft erhebliche Chancen für das GovTech-Ökosystem:

  • Interoperabilität: Durch einheitliche Beschreibungen können Lösungen leichter zwischen verschiedenen Behörden übertragen werden.
  • Skalierbarkeit: Startups können ihre Lösungen für eine Leika-Leistung entwickeln und anschließend auf ähnliche Leistungen in anderen Kommunen oder Ländern ausweiten.
  • Rechtssicherheit: Die klare Beschreibung von Rechtsgrundlagen und Prozessanforderungen schafft Sicherheit für die Entwicklung konformer Lösungen.
  • Marktübersicht: Der Katalog bietet eine strukturierte Übersicht potenzieller Digitalisierungsfelder und erleichtert die Identifikation von Marktlücken.

Chancen für GovTech-Startups

Der Leika-Katalog eröffnet für innovative Unternehmen vielfältige Geschäftsmöglichkeiten:

  • Spezialisierte Lösungen: Entwicklung maßgeschneiderter Software für spezifische Leika-Leistungen, besonders für komplexe oder häufig nachgefragte Verwaltungsprozesse.
  • Plattform-Lösungen: Schaffung von Frameworks, die verschiedene Leika-Leistungen auf einer gemeinsamen technischen Basis digital abbilden können.
  • Prozessoptimierung: Beratungs- und Implementierungsleistungen zur effizienten Digitalisierung von Leika-Leistungen.
  • Datenintegrationsservices: Lösungen zur Verknüpfung von Daten verschiedener Leika-Leistungen im Sinne des Once-Only-Prinzips.
  • Nutzerfreundliche Frontends: Entwicklung intuitiver Benutzeroberflächen für komplexe Verwaltungsleistungen.
  • Analytik-Tools: Software zur Auswertung von Nutzungsdaten und Prozessoptimierung digitalisierter Leika-Leistungen.

Wettbewerb zwischen Staat und Privatwirtschaft

Ein kritisch zu betrachtender Aspekt bei der Digitalisierung von Leika-Leistungen ist die zunehmende Tendenz, dass staatliche Stellen eigene digitale Lösungen entwickeln und anbieten, statt auf Angebote der Privatwirtschaft zurückzugreifen:

  • Marktverzerrung: Wenn der Staat als Anbieter auftritt, kann dies zu Wettbewerbsverzerrungen führen, da er gleichzeitig als Regulierer und Marktteilnehmer agiert.
  • Ressourceneffizienz: Die Eigenentwicklung durch Behörden bindet häufig erhebliche Ressourcen, die möglicherweise effizienter eingesetzt werden könnten.
  • Innovationshemmung: Der Markteintritt des Staates kann private Innovationen hemmen, wenn Startups und Unternehmen in direkter Konkurrenz zu staatlich finanzierten Entwicklungen stehen.
  • Doppelstrukturen: Es entstehen oft parallele Lösungen für identische Probleme, was zu Ineffizienzen führt.
  • Nachhaltigkeitsrisiken: Bei Eigenentwicklungen besteht die Gefahr, dass langfristige Wartung und Weiterentwicklung nicht gesichert sind.

Ein ausgewogener Ansatz wäre stattdessen die klare Trennung zwischen der Definition von Standards und Anforderungen (als staatliche Aufgabe) und der Entwicklung konkreter Lösungen (als Aufgabe der Privatwirtschaft). Public-Private-Partnerships und Co-Creation-Ansätze können hier sinnvolle Kompromisse darstellen, die sowohl öffentliche Interessen als auch privatwirtschaftliche Innovation fördern.

Praktische Anwendung

In der Praxis dient die Leika-Leistung als:

  • Basis für Serviceportale: Die Strukturierung von Verwaltungsportalen orientiert sich häufig an den Leika-Kategorien.
  • Grundlage der OZG-Umsetzung: Bei der Digitalisierung von Verwaltungsprozessen werden Leistungen nach Leika-ID priorisiert und gruppiert.
  • Referenz für EfA-Projekte: Im "Einer für Alle"-Prinzip (EfA) werden digitalisierte Leika-Leistungen eines Landes von anderen Ländern nachgenutzt.
  • Grundlage für Formularmanagement: Digitale Antragsformulare werden auf Basis der Leika-Leistungsbeschreibungen erstellt.

Herausforderungen und Lösungsansätze

Bei der Arbeit mit Leika-Leistungen bestehen einige Herausforderungen:

  • Granularität: Die Detailtiefe der Leistungsbeschreibungen variiert und kann für manche Digitalisierungsprojekte unzureichend sein.
  • Föderale Unterschiede: Trotz Standardisierung bestehen regionale Unterschiede in der Umsetzung gleicher Leistungen.
  • Dynamik der Rechtslage: Gesetzesänderungen erfordern kontinuierliche Anpassungen der Leistungsbeschreibungen.
  • Integration bestehender Systeme: Die Anbindung von Legacy-Systemen an neue Lösungen kann komplex sein.

GovTech-Startups können diese Herausforderungen durch flexible, modulare Architekturen und anpassungsfähige Lösungen adressieren, die regionale Besonderheiten berücksichtigen und gleichzeitig von der grundlegenden Standardisierung profitieren.

FIM-Kontext und Standards

Die Leika-Leistung ist Teil des umfassenderen FIM-Standards (Föderales Informationsmanagement), der neben dem Leistungskatalog auch Datenfelder und Prozesse standardisiert. Die Kombination aus Leika (Leistungen), FIM-Daten (Datenfelder) und FIM-Prozessen schafft ein umfassendes Standardisierungsgerüst, das die Entwicklung interoperabler GovTech-Lösungen erheblich erleichtert.

Zukunftsperspektiven

Die Bedeutung der Leika-Leistungen entwickelt sich kontinuierlich weiter:

  • Integration mit dem SDG: Die Verknüpfung mit dem Single Digital Gateway der EU wird die grenzüberschreitende Nutzung von Verwaltungsleistungen erleichtern.
  • Anreicherung mit KI-Komponenten: Intelligente Assistenzsysteme können auf Basis der standardisierten Leistungsbeschreibungen entwickelt werden.
  • Dynamische Aktualisierung: Zukünftig könnten Änderungen der Rechtsgrundlagen automatisch zu Aktualisierungen der Leistungsbeschreibungen führen.
  • Nutzerfeedback-Integration: Die Weiterentwicklung der Leistungsbeschreibungen könnte verstärkt Nutzerrückmeldungen einbeziehen.

Die Leika-Leistung bildet somit das Rückgrat der digitalen Verwaltungsmodernisierung in Deutschland und bietet für GovTech-Startups einen strukturierten Zugang zum wachsenden Markt der Verwaltungsdigitalisierung. Durch die Fokussierung auf standardisierte Leistungen können innovative Unternehmen skalierbare Lösungen entwickeln, die in verschiedenen Behörden und auf unterschiedlichen Verwaltungsebenen eingesetzt werden können.